St. Wolfgang, Wessingen
Bereits für das späte Mittelalter läßt sich eine christliche Kirchengemeinde in Wessingen nachweisen. Ein Urkunde aus dem Jahre 1428 belegt, daß Graf Eitel Friedrich I. von Zollern den Bau einer Kapelle in Wessingen gestattet hat. Wessingen wurde immer als sogenannte Filialkirchengemeinde geführt, d.h. die Kirchengemeinde hatte nie einen eigenen Pfarrer – daher wird man auch ein Pfarrhaus in Wessingen vergeblich suchen – und wurde immer von auswärts seelsorgerisch betreut und kirchlich verwaltet. Jahrhunderte lang, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein, geschah das von Weilheim aus, danach wurde Wessingen Filialgemeinde von Zimmern. Heute ist Wessingen Teil der Seelsorgeeinheit Bisingen-Grosselfingen, der zuständige Pfarrer hat seinen Dienstsitz in Bisingen.
Die Kirche in Wessingen ist dem hl. Wolfgang geweiht, der im 10. Jahrhundert im süddeutschen Raum als Missionar und Bischof gewirkt hat. Er wird als Mann des Geistes und der Tat beschrieben. Zuletzt war er Bischof in Regensburg.
Das Alter der Kirche ist nicht genau bekannt, man vermutet aber, daß sie im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts erbaut worden ist und könnte somit schon 380 Jahre alt sein. In einer Schrift über die Bau- und Kunstdenkmäler in Hohenzollern wird sie als ein kleiner und schlichter Bau aus dem 17. Jahrhundert beschrieben. Die Innenausstattung der Kirche wurde im Laufe der Zeit mehrfach verändert und angepaßt. Kunsthistorisch bedeutsam ist die Ausmalung der Kirche, die der junge Berliner Kunstmaler Albert Birkle 1923 vorgenommen hat. Die Wand- und Deckengemälde im expressionistischen Stil galten damals als einzigartig in der Kirchenmalerei und riefen in Kunstkreisen Aufsehen und Bewunderung hervor. Aufgrund der starken Feuchtigkeit in der Kirche verfielen die leuchtenden Farben immer mehr. Es konnten nur noch die beiden Bilder im Chorraum, die St. Wolfgang, den Kirchenpatron, und den heiligen Christophorus darstellen, gerettet werden.
Im Jahr 2005 wurde die St. Wolfgangskirche grundlegend innenrenoviert. Dabei wurden Elemente aus den verschiedenen Epochen dieser Kirche aufgegriffen und in einer neuen Fassung vereint. Der Hochaltar mit der sichtbaren Steinplatte stammt aus der Erbauungszeit der Kirche. Die Ausmalung der Fensterlaibungen stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die von Albert Birkle geschaffenen Bilder des heiligen Wolfgang und des heiligen Christophorus wurden restauriert. Der Tabernakel und das Kreuz über dem Hochaltar kamen in den 1930er-Jahren in die Kirche. Insgesamt wurde für den kleinen Kirchenraum eine sehr gelungene Kombination von Stilelementen erreicht, was von den Kirchenbesuchern auch immer wieder bestätigt wird.