01. September 2023

Netze BW ertüchtigt Stromversorgung der Burg Hohenzollern

Das berühmte Wahrzeichen der Region Zollernalb erhält eine neue moderne Stromnetzanbindung

Auch historische Gebäude wie die Burg Hohenzollern kommen heutzutage nicht ohne moderne Versorgungstechnik aus. Dabei muss man jedoch behutsam vorgehen und die Bedeutung des Kulturdenkmals berücksichtigen. Das gilt auch für die nun notwendig gewordene neue Stromnetzanbindung des Stammsitzes des preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern.

Die Freileitung, über die die Burg Hohenzollern bislang mit Strom versorgt wird, ist in die Jahre gekommen und aufgrund der örtlichen Gegebenheiten ist eine Wiederversorgung nach Störungen nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Deshalb hat die Netze BW GmbH nun zusammen mit den zuständigen Institutionen und Behörden Maßnahmen geplant und ausgearbeitet, um die Versorgung des berühmten Wahrzeichens fit für die Zukunft zu machen.

Bürgermeister Roman Waizenegger freut sich, dass das Stromnetz der Burg Hohenzollern nun nachhaltig erneuert wird: „Die bestehenden Stromleitungen sind bereits über 50 Jahre alt, da war eine Modernisierung der Anlagen jetzt wirklich erforderlich.
Mit dem neuen Konzept der Netze BW sind die Einrichtungen auf der Burg nun auch in Zukunft sicher versorgt.“

Auch Dr. Anja Hoppe, Direktorin der Burg Hohenzollern lobt das Vorhaben: „Als Verwaltung einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Deutschland wollen wir unseren Gästen ein unvergessliches Besichtigungserlebnis bieten. Das geht nur mit einer guten Stromversorgung. Deshalb sind wir froh, eine Lösung gefunden zu haben, die moderne Technik unter Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes zu realisieren und das fast unsichtbar für die Besucher.“

„Statt der alten Mittelspannungsfreileitung, die am dicht bewachsenen Südhang der Burg zu einer Umspannstation in der  Burgmauer führt, wird nun eine zukunftsfähige und störungssichere Erdverkabelung - von Nordwesten kommend – errichtet“, erklärt Petrick Hammann, Projektleiter der Netze BW und ergänzt: „ Knapp eine Million Euro investieren wir in diese  Modernisierung. Die Arbeiten dazu werden am Montag, 4. September beginnen.“

Ablauf der Baumaßnahme
Die erarbeitete Lösung für die Verkabelung der Burg Hohenzollern sieht vor, eine neue Umspannstation und eine neue Schaltstation zu errichten sowie über eine Trassenlänge von etwa zwei Kilometern neue Mittel- und Niederspannungskabel zu verlegen. Der Startpunkt der Maßnahme liegt bei dem Versorgungsgebäude der Bodensee- Wasserversorgung auf der Gemarkung Wessingen. Dort wird die neue Schaltstation zur Einbindung der neuen Erdkabel an das bestehende Stromnetz aufgestellt. Das neue Mittelspannungssystem wird dann zunächst in offener Bauweise, entlang der Zufahrtsstraße zum Gebäude der
Bodensee-Wasserversorgung und des Hackschnitzelwegs in die Erde gelegt. Die weitere Verlegung erfolgt dann weitestgehend im Spülbohrverfahren, um das Gelände so wenig wie möglich zu belasten. Für dieses Verlegverfahren sind nur noch kleine Start – und Zielgruben notwendig. Die Spülbohrabschnitte verlaufen auf einer Länge von etwa 470 Metern von der Einmündung des südlich vom Hackschnitzelweg gelegenen Feldwegs in die Kreisstraße K 7110 bis zum Wanderparkplatz, danach auf etwa 340 Metern bis zum Parkplatz P2 und von dort noch einmal über 300 Meter bis zum Mitarbeiterparkplatz der Burg Hohenzollern. In diesem Bereich wird die neue Umspannstation errichtet, welche die bisherige Station im Bereich der Burgmauer der Gartenbastei ersetzt. Der neue Standort der Umspannstation auf dem Mitarbeiterparkplatz hat im Störungsfall erhebliche Vorteile, da die Erreichbarkeit mit schwerem Gerät (Unimog + Notstromaggregat) deutlich erleichtert wird. Von dieser neuen Station werden neue Niederspannungskabel über zwei weitere Spülbohrungen mit den Längen von 230 Metern und 75 Metern bis zur Burgmauer gebracht. Eine Herausforderung stell die Hochführung der Kabelsysteme an der Burgmauer und deren Einführung in den Bereich der Scharfeckbastei dar. Danach werden die Kabel dann wieder in offener Bauweise über die Gartenbastei bis zur derzeitigen Umspannstation verlegt und dort schließlich an das bestehende Stromnetz der Burg angeschlossen.

Ausführende Unternehmen sind die Firma Lorenz Bauunternehmung GdbR, sowie für den Gerüstbau die Firma Jetter Firmengruppe GmbH. Die an der Burgmauer verlaufenden Kabel, werden durch eine Kabelabdeckung geschützt, die von der lokal ansässigen Flaschnerei Reiser hergestellt wird.

Wenn alles planmäßig verläuft, können die Arbeiten Anfang Dezember abgeschlossen werden.

Behinderungen während der Baumaßnahme
Baubedingt wird es zu einigen Behinderungen und Einschränkungen während der einzelnen Bauphasen kommen:

  • Beeinträchtigung der Nutzung des Hackschnitzelfußwegs entlang der Kreisstraße K7110 – ein alternativer Weg wird geschaffen.
  • Sperrung der Zufahrt zum Wegeflurstück 208 - ein Durchgang für Fußgänger wird gewährleistet.
  • Sperrung des Wanderparkplatzes während der dort durchgeführten Spülbohrungen.
  • Auf der Parkplatzfläche P2 erfolgt die Baustelleneinrichtung während der gesamten Maßnahme – diese Nutzung ist mit der Burgverwaltung abgestimmt.
  • Sperrung des Mitarbeiterparkplatzes für die Anlieferung der Umspannstation in der Kalenderwoche 37. Zudem fallen dort während der Spülbohrungen zur Burgmauer Parkplätze weg.
  • Beeinträchtigungen des Fußweges zur Burg Hohenzollern ebenfalls während der Spülbohrungen zur Burgmauer.
  • Beeinträchtigung bei der Besichtigung der Burg Hohenzollern durch Grabarbeiten im Basteibereich. Um diese Behinderungen so gering wie möglich zu halten, werden diese Arbeiten in besuchsarmen Zeiten ausgeführt.

Die Netze BW bittet alle Betroffenen um Verständnis für die Beeinträchtigungen.

Besondere Anforderungen an die Baumaßnahme im Rahmen des Natur- und Denkmalschutzes
Da das Vorhaben innerhalb des FloraFaunaHabitat (FFH)-Gebiets „Gebiete zwischen Bisingen, Haigerloch und Rosenfeld“, des Vogelschutzgebiets „Südwestalb und Oberes Donautal“ sowie des Naturschutzgebietes „Zollernhalde“ liegt, wird fast ausschließlich das landschaftsschonende Spülbohrverfahren eingesetzt. Zudem muss zum Schutz der Vögel der Ausführungszeitraum außerhalb der Hauptbrutzeiten, also zwischen Mitte Juli und Februar, liegen.

Bei der Burg Hohenzollern handelt es sich um eine Kulturdenkmalfläche gem. § 2 Denkmalschutzgesetz (DSchG), weshalb mit archäologischen Funden im Bereich der Spülbohrgruben auf dem Burggelände und bei den Grabarbeiten in der Bastei zu rechnen ist. Aus diesem Grund werden die Arbeiten im Bereich der Burg Hohenzollern archäologisch begleitet.

Spülbohrverfahren
Mit einem kleinen Bohrkopf (Durchmesser zirka 15 Zentimeter) wird zuerst ein Pilotloch auf der einen Seite der zu unterquerenden Fläche gebohrt. Dieser ist mit Sensoren versehen und gräbt sich ferngesteuert auf der Strecke, auf der später die Rohre verlaufen sollen, durch den Boden. Mit Hilfe eines elektromagnetischen Ortungssystems überprüft der Bohrmeister Richtung und Tiefe des Verlaufs. Das beim Bohren gelöste Erdreich wird per Wasserdruck herausgespült. Dem Wasser ist umweltverträgliches Bentonit, ein feines mineralisches Lehmpulver, beigemischt. Dadurch dient es gleichzeitig als so genannte Stützflüssigkeit, welche die Wände des Bohrkanals stabilisiert. Am Zielpunkt angekommen, wird der Bohrkopf durch einen größeren Aufweitkopf ausgetauscht. Mit ihm wird die Bohrung im Rückwärtsgang erweitert. Falls nötig wird dieser Vorgang mit immer größeren Aufweitköpfen so oft wiederholt, bis der Bohrkanal das erforderliche Maß erreicht hat. Mit dem letzten Durchgang werden Leerrohre aus Kunststoff eingezogen, durch die abschließend die neuen Erdkabel durchgeführt werden.

Foto: Netze BW